KULTUR TRIFFT TECHNIK: DIETER HASLOOP ÜBER DAS »ALTE PUMPWERK« IN FINDORFF


Es kann jedeR bei uns Mitglied werden.

Jörg Lochmon ist im Kulturzentrum Schlachthof mit zuständig für das Programm in Bremen Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Das Alte Pumpwerk befindet sich in Findorff in der Salzburger Straße 12. Bis auf das Kellergeschoss ist das Alte Pumpwerk barrierefrei. Bei Veranstaltungen unter dem Motto »Kultur trifft Technik« gibt es in der großen Maschinenhalle viel Raum und auch die Bestuhlung ist großzügig aufgebaut, so dass sich alle rundum wohlfühlen können. Mehr zu den Führungen und Veranstaltungen auf www.altespumpwerk.de

 


Moin Herr Hasloop, Sie sind Vorsitzender im Vorstand des Vereins »Altes Pumpwerk« in Findorff. Im letzten Jahr wurde 25jähriges Jubiläum gefeiert. Wie fing alles an – und was hat der Verein bis heute bewirkt ?

 

Der Verein ist 1997 gegründet worden. Damals waren wir überwiegend MitarbeiterInnen der Stadtentwässerung bei den Bremer Entsorgungsbetrieben. Es gab ein 1915 erbautes Pumpwerk, das kurz vor Stilllegung unter Denkmalschutz gestellt war, aber ohne Leben in der Salzburger Straße im Kleingartengebiet in Findorff stand. Wir vom Verein »Altes Pumpwerk e.V.« hatten uns das Ziel gesetzt, dieses schöne Gebäude mit Leben zu füllen. Wir wollten nicht nur dem Gedanken des Denkmalschutzes folgen, sondern das ganze Pumpwerk auch als ein Informationszentrum, ein Museum für Technikgeschichte und Stadthygiene und damit auch der Bremer Geschichte zu entwickeln. Im Laufe der ersten drei Jahre haben wir zunächst mit Hilfe der Bremer Entsorgungsbetriebe das Gebäude entkernt. Wir haben die alten, historischen riesigen Pumpen wieder aufgefrischt und den Fußboden im Untergeschoss neu gefliest. Zugleich haben wir angefangen, Exponate für die Ausstellung zu suchen und diese aufzubauen. Bald sind wir auch in den Kulturbetrieb eingestiegen, indem wir kleinere Konzerte angeboten haben.

 

Wie finanziert sich der Verein ?

 

Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Das Gebäude ist im Besitz der Nachfolgegesellschaft der Bremer Entsorgungsbetriebe – der »hanseWasser« – die uns sehr unterstützt, u.a. den Energiebedarf finanziert. Der Verein selber hat größere Ausgaben, wenn wir Konzerte veranstalten. Diese finanzieren wir überwiegend durch die Eintrittsgelder, die wir bewusst im unteren preislichen Rahmen halten. 

 

Wieviele Mitglieder hat der Verein, kann jedeR Mitglied werden – und wenn ja: Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag ?

 

Wir haben einst mit 27 Mitgliedern angefangen und sind jetzt rund 100, davon gut 30 ehrenamtlich Aktive. Unser Altersdurchschnitt ist eher über 60. Es kann jedeR bei uns Mitglied werden, wenn Interesse an der Förderung des »Alten Pumpwerks« besteht. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 20,00 Euro im Jahr. Mehr Informationen über den Verein gibt es auf unserer Homepage unter www.altespumpwerk.de/verein.

 

Sehr beeindruckend sind die gigantischen Pumpenaggregate in der großen Maschinenhalle. Was hatten die damals zu leisten ?

 

Es gab damals eine ganze Batterie von Pumpen, die dafür sorgten, dass etwa 2/3 des Bremer Abwassers der rechten Weserseite zunächst bei Mittelsbüren in die Weser gepumpt und ab den Sechzugerjahren zur Kläranlage in Seehausen gedrückt wurde. Eine kleinere Pumpe lief, wenn es nicht geregnet hat. Drei weitere Pumpen wurden zusätzlich je nach Regenmenge in Betrieb gesetzt. Die haben je tausend Liter in der Sekunde aus dem Kanalnetz herausgesogen und in Richtung Kläranlage bewegt. Das ist eine Wassermenge, die gut fünf Badewannen entspricht. Wenn es in Bremen ganz tüchtig geregnet hat, kam früher noch die »Schöpfpumpe« zum Einsatz, die 2.000 Liter/sec. über das Maschinen-Fleet in die Lesum und anschließend in die Weser gedrückt hat. 

 

Im »Untergrund« des »Alten Pumpwerks« bekommt man als Besucher das richtige Kanal-Feeling  ...

 

Echtes Kanal-Feeling können wir dem Publikum in einem kleinen nachgebauten 1,5 m hohen Kanal sowie in unserem Original Pumpensumpf vermitteln, der drei Meter breit und drei Meter hoch ist und den wir für sichere Führungen mit einem Laufgitter versehen haben. Wir haben im Kanal eine interessante Beleuchtungssituation geschaffen. Und es gibt verschiedene Geräusche, die mit (Ab)- Wasser zu tun haben. Und der kleinere Kanal verbirgt zunächst eine ganz spannende Angelegenheit, denn am Ende wartet ... aber das möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

 


Wir möchten dem Publikum Qualität bieten.

Was gibt es in der Dauerausstellung noch zu entdecken ?

 

Unsere Gäste erfahren zum Beispiel, wie früher in Bremen die Fäkalien durch die Eimerträger abgeholt wurden. Die Geschichte der Stadthygiene wird von Beginn an anschaulich dargestellt. Das gilt auch für die Technik, die 80 Jahre im Einsatz war. Im Untergeschoss gibt es Möglichkeiten zum Mitmachen, zum Beispiel »Wie gehe ich mit Abwasser um ?«

 

Sie sind studierter Historiker. Haben Sie ein persönliches »Highlight«, über dass man unbedingt mehr erfahren sollte ?

 

Das »Alte Pumpwerk« ist mir eine besondere Herzensangelegenheit, weil ich schon bei der Entwicklung dabei war. Es ist für mich insgesamt immer wieder ein »Highlight«.

 

Sie bieten regelmäßig Führungen an. Wann finden die statt ?

 

Das »Alte Pumpwerk«, das wir ehrenamtlich betreiben, ist jeden ersten Sonntag im Monat von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, Führungen gibt es um 16:00 Uhr. Wir haben uns vor zwei Jahren entschieden, dass wir an den Sonntagen keinen Eintritt nehmen und stattdessen unsere Gäste um Spenden bitten.

Gibt es auch Gruppenführungen ?

 

Gruppenführungen bieten wir von montags bis freitags mit Voranmeldung an. Weil wir momentan ein recht kleines Team von Museumsführern haben, brauchen wir einen gewissen Vorlauf in der Organisation.

 

Das »Alte Pumpwerk« ist mehr als »nur« ein Technikmuseum. Der Verein bezeichnet es als lebendiges Baudenkmal. Ihr Slogan heißt »Kultur trifft Technik«. Was verbirgt sich dahinter ?

 

Wir haben in unserer Satzung nicht nur den Denkmalschutz verankert, sondern wir wollen zugleich auch die Kultur in Bremen fördern. Seit 20 Jahren veranstalten wir in der Regel einmal im Monat Kulturveranstaltungen. Das Programm umfasst zum Beispiel Kabarett und Konzerte von Klezmer

bis Jazz. Wir kooperieren dafür auch mit der »jazzahead !« 

 

Welche Kriterien gibt es für die Auswahl der KünstlerInnen ?

 

Wir suchen KünstlerInnen aus einer langen Liste von Bewerbungen aus. Alle Anfragen können wir gar nicht bedienen. Wichtig ist uns: Es sollten KünstlerInnen aus Bremen und umzu sein – zwischen Halbprofi und schon ein bisschen bekannt – und wir möchten dem Publikum Qualität bieten.

 

Helene Fischer müssten Sie also ablehnen, weil sie nicht aus Bremen kommt ? Wobei: Helene Fischer am Trapez wäre aber in der hohen Halle schon toll ?

 

Richtig ist, dass die Auswahlkriterien auch damit zu tun haben, dass unsere Kartenpreise sehr moderat sind und bleiben sollen. Gagen von Größen wie Herbert Grönemeyer wären für uns definitiv um einige Kategorien zu hoch. Wir hatten statt Helene im Rahmen eines einwöchigen Projektes von »Blaumeier« schon eine Ballerina im »Alten Pumpwerk«, die ganz oben auf der Kranbahn tanzte. Das hat uns alle ganz »atemlos« gemacht.

 

Einmal im Jahr kooperieren Sie mit der »Hochschule für Künste Bremen«. Was passiert da ?

 

Wir haben seit vielen Jahren jeweils im November eine Opernaufführung. Die Projekte finden mit Studierenden der Hochschule statt und werden vom Regisseur Gregor Horres auf das Ambiente des »Alten Pumpwerks« zugeschnitten. Die jungen KünstlerInnen tanzen, singen und spielen auf den Pumpen, hinter den Pumpen und vor den Pumpen. Sie können für ihren Gesang die besondere Akustik der Halle ganz wunderbar nutzen und gemeinsam mit dem Publikum genießen.

 

Wie kommunizieren Sie die Veranstaltungen ?

 

Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist breit aufgestellt – von der Internetseite, über Pressearbeit bis zum halbjährlichen Programmflyer, Plakatwerbung und unseren Anzeigen im »MIX«. Auf der Internetseite kann man sich auch für den Newsletter anmelden. 

 

Wie und wo bekomme ich Eintrittskarten ?

 

Eintrittskarten gibt es für nahezu alle Veranstaltungen bei den Vorverkaufsstellen und online über »Nordwest-Ticket«, wohin wir auch unsere Homepage verlinkt haben. Karten gibt es zudem an der Abendkasse. Nicht selten sind wir aber bereits vorher komplett ausverkauft. Das freut uns, aber es freut spontane Gäste am jeweiligen Abend nicht. Es empfiehlt sich daher, frühzeitig im Vorverkauf Karten zu sichern.

 

Gibt es eigentlich noch die Kanalratte Susi, die im »Alten Pumpwerk« ihr fruchtbares Eigenleben geführt hat ?

 

Susi wird gehegt und gepflegt. Wenn keine Veranstaltungen sind wird sie in ihren kleinen Stall gebracht. Das Fell ist noch wunderbar erhalten. Susi ist eine waschechte »Waller Deern«. Wir haben sie in Walle aufgefunden und zu einer Präparatorin gebracht, so dass wir auch mit Kanalratte Susi unseren lokalen Anspruch voll erfüllen können. 

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Matthias Hornung, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 28, 2023

 

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Foto © Matthias Hornung